Antje Bleck

Erst mit beinah 30 Jahren begann ich ROT als Kleidung zu tragen. Meist in Verbindung mit Schwarz. Auch ich antwortete lange Zeit genauso, wie mir heute so viele entgegnen, wenn ich das Thema ROT erwähne: Ich mag ROT nur manchmal, ist mir zu aggressiv und zu auffallend … Brave Mädchen sind nämlich lieber grün und immer „cool“ ist die Jeans in Blau!

Eines Tages geschah es, dass ROT mich plötzlich ganz besonders nervte, sogar rote Blumen. Da wusste ich, dass ich ROT malen und mich auf die Suche nach dem ROTen Faden machen werde.

ROT zeigt seine Ecken und Kanten und wer ROT säen will, muss selbst ROT sein. ROT sein heißt nicht mehr zu folgen, heißt Nein zu sagen. ROT will laut schreien und gleichzeitig seine Ruhe haben. ROT will im Vordergrund sein, hebt sich hervor durch schrille Andersartigkeit. ROT geht alle Risiken ein und hat keine Hemmungen. ROT kann sehr mystisch und durchdringend sein, besonders in Verbindung mit Gold und Schwarz. ROT setzt sich durch, nimmt keine Rücksicht und drängt sich immer wieder in den Vordergrund. ROT ist Manie und Durchdrehen, nicht mehr aufhören können, Rausch. ROT ist Ego und äußerst launisch sein. ROT will alles auf die Spitze treiben und manchmal werde ich ROT vor Scham.

Heute ziehe ich meine ROTe Hose an, setze meinen ROTen Hut auf und ziehe meinen ROTen Stiefel durch.

Tagebuch 7.2.2010